matomo - „Lehrlinge haben das Zeug zur Führungskraft“

„Lehrlinge haben das Zeug zur Führungskraft“

25. Oktober 2023
Merle Hubert
Franz Oss

Marco Wilhelmer machte 2004 eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Spar in Ehrwald. Heute ist er Gebietsleiter von acht Supermarktfilialen in Tirol. Im Interview erklärt er, warum er findet, dass Lehrlinge besonders gut für Führungspositionen geeignet sind.

Wieso haben Sie sich für eine Lehrausbildung entschieden?

MARCO: Ich komme aus einer Familie, in der schon immer gearbeitet wurde. Ich kenne es nicht anders. Weiter zur Schule zu gehen, war für mich keine Option. Ich wollte etwas Praktisches machen und mein eigenes Geld verdienen. Mir war es wichtig, selbstständiger und unabhängiger zu sein.

Und wie sind Sie dazu gekommen, eine Lehrausbildung bei Spar zu machen?

Ursprünglich wollte ich etwas Handwerkliches machen. Durch Zufall bin ich auf die Stellenausschreibung von Spar gestoßen und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die familiäre Atmosphäre und das Umfeld haben mir auf Anhieb gut gefallen. Als schon am nächsten Tag die Zusage kam, habe ich nicht lange überlegen müssen.

Welcher Aspekt der Lehre hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?

In meiner Filiale gab es eine gut ausgestattete Feinkostabteilung mit einem erfahrenen Metzger, der mir sehr viel gezeigt und beigebracht hat. Dort habe ich auch meine Liebe zum Fleisch entdeckt. Ich wollte mehr über die Produkte, deren Herkunft und Qualitätsmerkmale lernen. Und ich hatte schon immer großen Spaß am Kundenkontakt. Manche Kunden kamen extra in die Filiale, um sich von mir beraten zu lassen.

Was sind die wichtigsten Dinge, die Ihnen die Lehre mitgegeben hat?

Ich muss zugeben, dass mein Ausbilder eher streng war – heute bin ich aber dankbar dafür. Ich habe gelernt, was es heißt, diszipliniert zu sein, und dass man für seine Ziele hart arbeiten muss. Pünktlichkeit, Ehrgeiz und niemals locker zu lassen – wie wichtig diese Dinge im Berufsalltag sind, das wurde mir während meiner Lehre von Anfang an mitgegeben. Das bringt mir heute noch sehr viel.

Wie ging es nach dem Lehrabschluss für Sie weiter?

Ich habe 2007 meine dreijährige Lehre abgeschlossen. Nach meinem Zivildienst habe ich das Angebot bekommen, Abteillungsleiter der Feinkost zu werden. Ich war damals erst 19 Jahre alt und durfte bereits ein sechsköpfiges Team leiten, das war eine große Chance für mich. Nur wenige Jahre später wurde mir schließlich angeboten, Marktleiter des Supermarktes zu werden, und so bin ich immer weiter aufgestiegen. Heute bin ich Gebietsleiter und führe derzeit acht Filialen in Tirol.

Wie war das für Sie, bereits mit 19 so viel Verantwortung zu übernehmen?

Ich war sehr stolz auf mich – und ich bin sehr gewachsen an dieser Aufgabe. Natürlich war es nicht leicht, als junger Mensch bereits erfahrene Mitarbeitende zu führen, aber nach nur wenigen Monaten haben wir uns als Team gut eingearbeitet. Dass mir früh so viel Verantwortung übertragen wurde, hat mich persönlich sehr weitergebracht.

Inwiefern?

Ich habe erkannt, dass meine große Stärke darin liegt, meine Mitarbeiter weiterzuentwickeln und entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Beispielsweise hatte ich eine Mitarbeiterin, die sehr gut kommunizieren konnte. Ich habe sie dann in die Feinkostabteilung, wo man viel Kundenkontakt hat, versetzt. Und ich versuche immer, unsere Lehrlinge zu fördern und ihr Potenzial auszuschöpfen.

Hatten Sie immer schon das Ziel, eine leitende Position zu erreichen?

Ja, ich weiß noch, dass ich damals zu meinem Ausbilder gesagt habe: „Irgendwann Abteiwerde ich Gebietsleiter bei Spar!“ – und ich habe es geschafft. Ich habe ihn neulich wieder getroffen und wir haben uns daran zurückerinnert. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt.

Was erwartet Lehrlinge im Einzelhandel im Lehralltag?

Wir führen die Lehrlinge Stück für Stück in die verschiedenen Bereiche ein: Erst in die Obst- und Gemüseabteilung, dann in die Feinkost und in das Trockensortiment. Als Lehrling begleitet man die jeweilige Abteilungsleitung, überprüft die Qualität und Frische der Lebensmittel und macht neue Bestellungen. Zum Schluss ist der Kassenbereich dran. Das Schöne bei der Lehre bei Spar ist, dass man schon früh viel Verantwortung bekommt. Wir möchten, dass die Lehrlinge eigenständig arbeiten – das motiviert und treibt an. Und wir achten darauf, die Bedürfnisse der jungen Menschen zu erfüllen.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Lehrlinge müssen bei uns samstags nicht arbeiten, damit sie genug Freizeit haben und am Wochenende auch mal ausgehen können. In vielen anderen Lehrberufen ist das nicht möglich. Wir machen auch viel im Bereich Teambuilding. Es gibt Ausflüge mit allen Lehrlingen aus Tirol, damit man sich untereinander kennenlernen und austauschen kann. Etwas ganz Besonderes war auch unsere Aktion „Chef für einen Tag“, bei der die Lehrlinge die Verantwortung für eine Supermarktfiliale hatten und einmal erleben durften, was alles dazugehört eine Führungsposition zu übernehmen.

Welche Lehrberufe gibt es bei Spar?

Bei uns gibt es viele verschiedene Lehrausbildungen. Vom Einzelhandelskaufmann, Bürokaufmann bis hin zur IT oder Lagerlogistik. Man kann auch eine Lehre mit Matura machen oder eine Meisterausbildung.

Welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung stehen Lehrlingen nach ihrem Abschluss offen?

Nach der Lehre hat man die Chance, die Karriereleiter hochzuklettern – nach oben gibt es eigentlich keine Grenze. Es gibt viele verschiedene Bereiche, beispielsweise Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Einkauf, Controlling und Logistik. Manche unserer Lehrlinge haben sich auch selbstständig gemacht und führen jetzt ein eigenes Geschäft. Bis zur Geschäftsführung ist alles möglich.

Das heißt, Lehrlingen stehen die gleichen Türen offen wie Akademikern?

Ja, Lehrlinge haben auf jeden Fall das Zeug zur Führungskraft. Wir bei Spar haben das Credo: „Aufstieg vor Einstieg.“ Meiner Meinung nach haben Lehrlinge ein besonders großes Potenzial, weil sie von Anfang an dabei sind und die Prozesse von der Pike auf beigebracht bekommen. Wir bei Spar wissen um den großen Wert dieser jahrelangen praktischen Berufserfahrung – und viele andere Unternehmen auch.

Zur Person:

Marco Wilhelmer ist 34 Jahre alt. 2004 begann er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Spar. Heute arbeitet er als Gebietsleiter von acht Supermarktfilialen in der Tiroler Zugspitzregion, darunter Ehrwald und Lermoos.

„Weil sie von Anfang an dabei sind und die Prozesse von der Pike auf beigebracht bekommen“ Marco Wilhelmer

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