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Lehrberuf: KFZ-TechnikerIn

17. Oktober 2019
top.tirol Redaktion

Die Schrauberinnen

Autowerkstätten sind laut Klischee die Männerdomäne schlechthin. Zwei junge Frauen krempeln dies um und lassen sich in einem Innsbrucker Betrieb zu KFZ-Technikerinnen ausbilden.

Benzingeruch, schmierige Hände und Motorendröhnen sind nicht jedermanns Sache, für Eva Böhmer und Marina Zumtobel dagegen Teil ihres Wunschberufes. Die beiden haben sich nämlich dazu entschieden, im Autohaus Unterberger-Denzel in Innsbruck eine Lehre zur KFZ-Technikerin und Systemelektronikerin zu machen. „Man muss die dreckige Arbeit schon mögen“, lacht Marina. Während der vierjährigen Lehrzeit lernen die beiden alles vom Motorentausch bis hin zur Erneuerung des Pickerls.

Werkbank statt Schulbank

„Ich war schon immer begeistert von Technik“, erzählt die 18-jährige Eva. Beide Lehrmädchen konnten schon als Kinder viel mit Werken und Basteln anfangen. Die 20-jährige Marina machte ihre ersten Erfahrungen in der Werkstatt früh: „Mein Vater arbeitet auch hier im Betrieb und hat mich überallhin mitgenommen.“ Sie entschied sich zunächst aber dafür, die fünfjährige Ferrarischule zu absolvieren, Matura inklusive. Nach drei Jahren war klar, dass Stillsitzen nicht das Richtige für sie war – sie brach die Schule ab. Umsonst war die Zeit nicht, denn heute holt sie ihre Matura mit dem integrierten Modell des WiFi nach. Eva ging nach der Mittelschule direkt auf die polytechnische Schule und zog aktives Arbeiten der ständigen Theorie vor. Dort hatte sie auch die Chance, in Betrieben zu schnuppern.

Zusätzliche Orientierungshilfe in Sachen Lehre gab es für Marina auf der Messe.

Ein langer Weg Per Knopfdruck senkt Eva das Auto, an dem sie gerade arbeitet, von Kopfhöhe auf den Boden herab. Sie öffnet die Motorhaube, gemeinsam mit Marina inspiziert sie den Innenraum. Daran, dass sie Technikerinnen werden könnten, hatten die beiden jungen Frauen keinen Zweifel. „Mir war bewusst, dass es eher ein Männerberuf ist. Aber wir haben das 21. Jahrhundert, warum sollte eine Frau das nicht gleich gut können?“, fragt Marina.

Die Lehrmädchen strahlen Selbstbewusstsein aus – notwendig bei der schwierigen Suche nach einer Lehrstelle.

Kein Unternehmen nannte ihr Geschlecht offen als Ausschlusskriterium, doch es kamen lange nur Absagen und Vertröstungen. Dabei erzählen die Mädchen, dass KFZ-Technikerinnen gerade wegen ihrer oft ruhigeren Art gut bei den Kunden ankommen. In der Werkstatt angekommen Bei Unterberger-Denzel fand die Suche schließlich ein Ende. „Ich halte es für wichtig, dass Frauen als KFZ-Technikerinnen arbeiten. Dadurch, dass sie sich durchsetzen müssen, leisten sie sogar mehr als nur die eigentliche Arbeit“, erklärt Betriebsleiter Giovanni Di Valentino.

Nach der Ausbildung von Lehrmädchen in der Spenglerei und der Lackiererei ist Eva im 4. Lehrjahr nun die erste bei den Technikern.

Sie und Marina, die seit zwei Jahren dabei ist, fühlen sich nicht anders behandelt als ihre männlichen Kollegen. Was wohl zum Teil auch daran liegt, dass sie bereit waren, sich an den Umgang in der Werkstatt anzupassen.Der größere Unterschied besteht tatsächlich zwischen den Mechanikergenerationen. Die jungen Mitarbeiter können im Bereich Elektronik ihren älteren Kollegen helfen, während diese bei betagteren Autos über mehr Wissen verfügen.

Mädchen im Betrieb

Getrennte Toiletten müssen laut Gesetzgeber erst errichtet werden, wenn fünf männliche Arbeitnehmer und fünf weibliche Arbeitnehmerinnen im Betrieb darauf angewiesen sind.

Eva (18) und Marina (20) bringen kaputte Autos wieder auf den Asphalt.

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