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Geschlechterrollen aufbrechen

18. Oktober 2022
top.tirol Redaktion
Elektro Falch ist mittlerweile zu einem Familienbetrieb in Mieming gewachsen. Bei Daniela (l.) und Stefan Falch fühlt sich Sabrina sehr wohl.

Noch immer haben manche Menschen Vorbehalte gegen Frauen in typischen Männerberufen. Doch die Zeiten ändern sich.

Wenn es um die Wahl der Lehrberufe bei Mädchen geht, dann stehen immer noch typische Frauenberufe wie Frisörin oder Einzelhandelskauffrau ganz oben auf der Wunschliste. Nicht jedoch bei Sabrina Ilgenstein. Die 19-Jährige hat sich nach der Matura für eine Lehre als Elektrotechnikerin entschieden. Die Leidenschaft fürs Handwerk wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. „Mein Papa kann einfach alles selber machen, mein Bruder ist Zimmerer, meine Schwester arbeitet als Spenglerin-Lackiererin. Da war es nur eine Frage der Zeit, dass ich auch diesen Weg einschlage“, lacht die fröhliche Rietzerin.

Auch Mädchen können das

Im September 2020 hat Sabrina ihre Lehre bei Elektro Falch in Mieming gestartet. Für den Betrieb ist sie erst die zweite Frau als Lehrling. „Bei Sabrina haben wir von Anfang an gemerkt, dass sie viel Know-how mitbringt und weiß, was sie will“, erzählt Firmenchef Stefan Falch. „Sie hat sich von Anfang an Gehör verschafft und sich sehr gut im Team positioniert.“ Für ihn ist ganz klar: Auch Mädchen können Elektrotechnikerin werden.

Sabrina hat vorher in einige Lehrberufe hineingeschnuppert, die für sie infrage gekommen wären. Bei Elekro Falch hat es gefunkt und sie hat sich von der ersten Minute an wohlgefühlt. Derzeit ist sie auf einer Baustelle in Mils beschäftigt. Hier wird eine Altbauwohnung komplett umgebaut. „Zu meinen Aufgaben zählen unter anderem Dosen ausbohren, Schremmen, Fräsen und Dosen wieder setzen“, erzählt Sabrina. Das sei zwar manchmal anstrengend, aber da wüchse man hinein. Außerdem sei es ein richtig tolles Gefühl, die gesamte Entwicklung des Projekts mitzubekommen.

Nur wenige Kolleginnen

Als AHS-Maturantin hat Sabrina eine verkürzte Lehrzeit und steuert bereits auf der Zielgeraden der Abschlussprüfung entgegen. In ihrem Freundeskreis ist die begeisterte Fußballerin die einzige Frau, die einen männertypischen Beruf erlernt. „Gewundert hat das eigentlich niemanden“, lacht sie und fügt hinzu: „Im Gegenteil, sie haben sich alle über meine Entscheidung gefreut.“ Neben Sabrina besuchen noch drei weitere Berufskolleginnen die Berufsschule in Innsbruck. In Zukunft möchte sie eventuell die Meisterprüfung absolvieren. Doch wo es genau hingeht, lässt sie noch offen.

Umdenken muss stattfinden

„Man sollte das Berufsverhalt en generell aufbrechen“, findet die angehende Elektrotechnikerin, „es braucht nicht nur in der Gesellschaft einen Meinungswechsel, sondern auch bei jungen Frauen und ihren Eltern.“ Der Blick der Männer auf Frauen in untypischen Berufen habe sich bereits geändert. Nur in der älteren Generation gäbe es teilweise noch Vorbehalte. Sabrina rät jungen Frauen, nicht davor zurückzuschrecken, einen Berufsweg in den Bereichen Handwerk oder Technik einzuschlagen. „Wenn es Spaß macht sich mit Elektronik und technischem Verständnis auseinanderzusetzen, dann ist dieser Berufsweg auf jeden Fall der richtige“, fügt ihr Chef Stefan Walch hinzu. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels würde er sich freuen, wenn mehr Mädchen den Schritt in einen Männerberuf in Betracht  ziehen würden.

In jedem Haushalt ist eine Kraftsteckdose zu finden. Die Aufgabe eines Elektrotechnikers ist es, diese bei der Installation zu messen.

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