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Eine Lehre mit Menschen

04. November 2023
Haris Kovacevic
Franz Oss

Pascal beginnt eine Lehre zum Pfleger im Wohn- und Pflegeheim Vorderes Stubaital in Fulpmes. Das ist eine völlige Neuheit: Warum die Lehrausbildung zum Pfleger eine Chance, aber auch eine große Herausforderung ist, erzählt er „Lehre in Tirol“ zusammen mit dem Heimleiter Ivo Habertitz.

Gerade darf Pascal noch nicht so viel machen. „Ich bin hier nur als Sommeraushilfe, meine Lehre beginnt erst im Oktober“, sagt er. Das heißt, dass Pascals Ausbildung erst beginnt, die Feinheiten und geschulten Handgriffe des Pflegeberufs sind ihm noch nicht geläufig. Dass der Pflegeberuf für ihn aber das Richtige ist, davon ist der 16-Jährige überzeugt: „Ich bereite gerade Frühstück vor oder reiche einer Bewohnerin ein Glas Wasser, weil sie es selbst nicht mehr kann“, erzählt der angehende Pfleger, „und man bekommt pure Dankbarkeit zurück. Ich kann mir tatsächlich kaum einen schöneren Beruf vorstellen.“ Dass der Pflegeberuf überhaupt via Lehre ausgebildet wird, ist nicht seit jeher so und keineswegs selbstverständlich. Pascal gehört zur ersten Generation der Pfleger, die eine Lehre durchlaufen. Ivo Habertitz, Leiter des Wohn- und Pflegeheims Vorderes Stubaital in Fulpmes, ist froh, dass das möglich ist: „Es gibt Kinder und Jugendliche, die eher den theoretischen Zugang brauchen, und andere, die den praktischen bevorzugen. Wenn wir immer nur jammern, dass zu wenige in die Pflege wollen, und nichts unternehmen, um das Problem zu beheben, kommen wir auch nirgendwo hin“, ist der Heimleiter überzeugt.

Der praktische Zugang

Dass die Möglichkeit neu geschaffen wurde, ist für Pascal ein Glücksfall: „Wäre das nicht passiert, hätte ich mich sicher für einen anderen Beruf entschieden.“ Die theoretische Ausbildung in der Schule sei einfach nichts für ihn. Auch wenn er in die Ferrarischule mit Pflegeausrichtung gegangen wäre, hätte er die Schule auf jeden Fall abgebrochen. So freut er sich nun, seinen Beruf im Rahmen einer Lehrausbildung zu erlernen: „Die Lehre ist super, weil ich gleich etwas mache, das mir Spaß macht. Ich darf Menschen helfen, meinen Traumberuf erlernen und gleich in einer Art Berufsalltag einsteigen.“

Ivo Habertitz freut sich über den Enthusiasmus seines neuen Schützlings und ist bereit, die Lehrausbildung in seiner Institution in Zukunft fest zu etablieren: „Wir haben drei Pflegebereiche im Haus. Da hätte ich gerne in jedem Bereich einen Lehrling. Mehr schaffen wir leider nicht.“ Die Anforderungen an die Betriebe seien nämlich enorm.

Wegen der Menschen

Nicht nur müsse man den Auszubildenden den Beruf beibringen, sondern auch theoretisches Wissen vermitteln. Die Ausbildung sei außerdem mit einem gewissen administrativen Aufwand verbunden, den die Pflegebetriebe in dieser Form bisher nicht kannten: „Da brauchen wir auf alle Fälle etwas Hilfe, da wir ehrlich gesagt ins kalte Wasser geschmissen wurden“, betont der Heimleiter. Nichtsdestotrotz freue er sich über Pascal und jegliches Jammern liege ihm fern, meint Habertitz.

In der Pflege habe man aber eben mit Menschen zu tun, nicht mit Material. Das sei eben ein wichtiger Unterschied zu vielen anderen Lehrberufen – deren Qualitäten und Herausforderungen er nicht schmälern möchte. Aber genau das sei auch das Schöne an dem Job. Dem kann der angehende Lehrling Pascal nur zustimmen – denn genau wegen der Menschen habe er diesen Beruf ausgesucht.

  • Wohn--und-Pflegeheim-Vorderes-Stubaital-Habertitz

    „Wir haben drei Pflegebereiche im Haus. Da hätte ich gerne in jedem Bereich einen Lehrling. Ivo Habertitz, Heimleiter

Die Dankbarkeit der Bewohner ist für Pascal das wichtigste Motiv, den Beruf des Pflegers zu ergreifen.

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